Metall-Upcycling-Artwork mit Raymond Chataira in Zimbabwe

Fighting Bull

Das Endergebnis. Nicht mein Kunstwerk, aber ich hatte die Ehre ein klein wenig daran mitarbeiten zu dürfen.

E-HAND SCHWEISSEN MIT POWER

Mit 400 Ampere* wird gebruzelt. Lack und Rost bleiben drauf, nichts wird vorbehandelt. Der grobe Schweißpunkt gehört zum Kunstobjekt. Hier geht´s zur Sache.

Shoppingtour mit Ray auf dem Markt in Mbare/Harare

Mbare ist der größte Umschlagplatz für landwirtschaftliche Produkte in Zimbabwe. Dort ist neben vielen Firmen und Künstlern auch ein Schrottplatz beheimatet.

Ein Eldorado für unsere Einkaufstour.

Zimbabwe – ein Land mit Widersprüchen. Geniale Landschaften, Flora und Fauna satt, korrupte Regierung, liebenswerte Menschen, eigentlich eine Militärdiktatur, trotz Massen an Rohstoffen und fruchtbarer Erde Armut – ein Fleck Erde mit den in vielen afrikanischen Ländern typischen Problemen.

Zimbabwe könnte mit einer anständigen Regierung das schönste Land dieser Welt sein. Ist es trotzdem. Die geldgierigen Machthaber sieht man kaum, man spürt sie nur. Manchmal. Meine Liebe zu Zimbabwe begann mit dem ersten Besuch Anfang der 1990er Jahre.
Da war die Lage noch besser. Egal.

Eine eigenständige Kunst in Zimbabwe hat sich bereits in den 1960er Jahren entwickelt, die Shona Skulpturen. Künstler wie Joram Mariga, Bernhard Takawira, Bernhard Matemera, Henry Munyaradzi, Fanizani Akuda, Edward Chiwawa, Nicholas Mukomberanwa und John Takawira erlangten Weltruf und wurden durch viele Ausstellungen in vielen Ländern berühmt. Und die Entwicklung geht weiter. Begnadete Künstler in vielen Bereichen. Ob Malerei oder Skulpturen. Armut kann auch die Kreativität fördern. Zumindest nicht aufhalten.

Im Februar 2023 war es endlich soweit. Ich bekam die Chance mit Raymond Chataira, einem der begnadetsten Metall-Upcycling-Künstler Zimbabwes, zusammen an einer Metallskulptur zu arbeiten.

Metallskulptur bedeutet in Zimbabwe nicht irgendwelche hochglanzpolierten Materialien zu verbinden um einen Dekogegenstand für Gutbetuchte in Ihrem Rolf Benz-Wohnzimmer herzustellen sondern mit Materialien zu arbeiten die im Land verfügbar sind – Schrott.

Gucci/Prada-Liebhaber werden hier wohl sehr selten Freudentränen in ihre Augen bekommen.

Eigentlich eine Kunst die das Prädikat „Nachhaltig” verdient. In den westlichen Ländern reden wir alle von Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Klimawandel. Die großen Themen in der Welt der Gesättigten. Doch in den Dritte Welt-Ländern existiert einen andere Art von Nachhaltigkeit – keine bewusste sondern eine aus den Möglichkeiten geborene. Die meisten Dinge finden eine Zweitverwendung. Und was wirklich für nichts mehr taugt wird einfach zu Kunstobjekten verarbeitet. Das könnte mal eine Anregung zum Nachdenken für unsere Wegwerfgesellschaft sein.

Auf dem Schrottplatz in Mbare in Harare findet sich alles was ausgemustert wird. Viele Menschen hier leben davon. Sie sammeln Altmetall und verkaufen es an die Schrotthändler. Diese verkaufen es stückweise weiter, nicht nur an Künstler. Bei einem alten Wellblechdach kann man die Rostlöcher zuschweissen und wiederverwenden. Oder das Metall geht tonnenweise nach Südafrika und wird dort eingeschmolzen. Wie fast überall in Afrika sind hier auch die Chinesen aktiv. Nicht die beste Wahl. Die agieren wie generell auf dieser Welt  – China first, alle anderen stehen weit hinten an. Doch mit Ihren gut gefüllten Bestechungsgeldkassen geht in den Entwicklungsländern und den dortigen korrupten Machthabern natürlich einiges.

Mit frischem Material konnte es weitergehen. Schweißen bis Sonnenuntergang. Das Ganze klimaschonend auf dem Gelände von Bastian Müller-Mühlinghaus. Bastian hat einen Platz für Künstler in Harare geschaffen und diesen mit Photovoltaikanlage ausgestattet. Strom aus Sonnenenergie. Nicht nur ökologisch wertvoll sondern unerlässlich bei der instabilien Stromversorgung in Zimbabwe.

Dank an Ray und Bastian für dieses unvergessliche Erlebnis.

DER STOLZE KÜNSTLER

und sein Kunstwerk.

BIOGRAFIE RAYMOND CHATAIRA

Geburtsjahr: 08.12.1984
Geburtsort: Mwurvi
Nationalität: Zimbabwe

Raymond Chataira ist der erfolgreichste Metall-Upcycling-Künstler Zimbabwes.

Er stammt gebürtig aus Mwurvi, einem Örtchen in der Nähe von Guruve und absolvierte dort die Schule mit einem O‘Level Abschluss.

Bereits in seiner Kindheit begann er mit dem Malen und Zeichnen. Nach seinem Schulabschluss ging er nach Harare und startete im künstlerischen Schmelztiegel Mbare an der Seite seines Bruders Julias und des renommierten Metallkünstlers Adam Madebe mit der Arbeit an Skulpturen aus Schrottmetall.

Alte Bleche, Ölfässer, Schrauben, Zahnräder, Getriebe- und Maschinenteile dienen als Material für seine Kunstwerke. Mit viel Kreativität und einem enormen Gespür für Formen entstehen dabei beeindruckende Skulpturen welche auch schon mal schwindeleregende Höhen erreichen.

Ausstellungen und Sammlungen:

  • Seit 2018 Dauerausstellung in der Galerie Shona-Art, Schloss Steinhausen in Witten

  • 2018/2019 Buddha Eden Garden, Portugal
    „Afrikanische Tierherden gehen zur Wasserstelle”.
    „Baobab Baum” in 8 m Größe.
    „Afrikanische Krieger” 5 m hoch.

  • 2021 Shumba Sculpture Park, Toskana, Italien.
    Skulptur: „Das aufsteigende Pferd”

  • 2022 Rathaus Stadt Bergkamen.
    „Gorilla Skulpturen”

Der WDR hat einen schönen kleinen Bericht über Ray gemacht. Dieser findet sich hier bei Youtube.

Die Fotos auf dieser Seite sind von Bastian Müller-Mühlinghaus, der seit vielen Jahren in Witten die Shona-Art Skulpturen-Galerie betreibt und er hat mir die Bilder freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Bastian ist auch der Mentor von Raymond Chataira. Er und seine Frau Nina haben sich, wie ich, ebenfalls in den 1990er Jahren in Zimbabwe verliebt und sind hier sehr aktiv.
Nicht nur in der Kunstszene. Sie fördern Schulprojekte und haben eine Schule durch Spendengelder und eigenes Kapital gebaut.

* natürlich 400 „chinesischen” Ampere. Wir Europäer bekommen maximal um die 200 Ampere aus Geräten mit Lichtstrom.